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Ansprache von Zvonko Springer am Symposium in Viktring


Dipl. Ing. Zvonko Springer überlebte den kroatischen Todes-Marsch im Jahr 1945

Verfasst von Dipl.- Ing. Zvonko Springer, Anif -  am Symposium in Viktring vorgelesen vom Dipl. Theologen Ivo Pomper, dem langjährigen Bibliothekar der Diözese Salzburg:

Geehrte Damen und Herren!

Ich bedauere dass ich diesem Symposium mit Zeitzeugenvorträgen, wegen Alters- und Gesundheitsschwächen, nicht beiwohnen kann. Trotzdem möchte ich meinen Beitrag leisten als Zeitzeuge und Überlebender des Todesmarsches im Mai 1945. In dem Programm steht, dass ich auf der Flucht zum „Tor der Freiheit ins österreichische Bleiburg“ und unter Folter dem Todesmarsch quer durch ehemaliges Jugoslawien überlebte.

Nun, ich muss gestehen, dass ich von Bleiburg erst irgendwann in den 1970-er Jahren gehört habe. Ich erfuhr von dem „Bleiburški po�asni vod“ („Bleiburger Ehrenzug“) der am 15. Mai Gedenkveranstaltungen, auf einem kleinen Feld mit vier Tannen, wo nach der Erzählungen die britischen Panzer die kroatischen Flüchtlingen und bewaffneten Soldaten auf ihrer Flucht nach Westen gestoppt hatten, hielt. Die Briten sollten an die 40.000 kroatische Soldaten entwaffnet und diese dann an ihren vorherigen Feind ausgeliefert haben. Sehr wenige von ihnen haben nachher den Todesmarsch nach Maribor überlebt. Die Briten hatten dadurch ein Kriegsverbrechen begangen und gegen die Genfer Konvention über die Behandlung der Kriegsgefangene sicherlich verstoßen.

Ich hörte über diese Geschehnisse als Gerücht am 13. Mai 1945 als meine Batterie  auf der Wiese westlich von der Stadt Slovenj Gradec in Stellung gegangen war. Ich war Fähnrich der kroatischen Domobranen („Domobran“ = „Heimwehr“ war die reguläre Armee des Unabhängigen Staates Kroatiens von 1941 bis 1945). Ich diente als Offizier in der berittenen Batterie mit Ø100mm Haubitzen, die am 13. April 1945 den Rückzug aus Osijek begann. Diese war dort knapp vier Monaten in der Stellung. Am 13. Mai 1945 kamen wir nach Slovenj Gradec wo die Batterie mehrere Salven auf die max. Entfernung von 8km über die Hügelkette und die Drau ins Unbekannte, feuerte. Nach dem besagten Gerücht hätten  Engländer die Kroaten an die Partisanen Titos ausgeliefert. Wir wussten auch, dass sich bulgarische und russische Einheiten nördlich der Drau befanden. Die Brücke über die Drau bei Dravograd war auch zerstört.

Am 14. Mai bewegte sich die Batterie noch einige Kilometer in Richtung Dravograd und bezog am Waldrand südlich von der Siedlung Pame�e Stellung. Der Batteriekommandant und sein Stellvertreter verließen uns und so blieb ich als einziger Offizier bei der Einheit. In einer aussichtslosen Situation haben wir die Geschütze unbrauchbar gemacht. Ich habe die Schlagbolzen selbst entfernt und weggeworfen. Danach führte ich die Kanoniere zurück nach Slovenj Gradec zur Übergabe an Titos Armee d. h. in die Kriegsgefangenschaft (KG). Es war der 15. Mai 1945 als ich in das Kriegsgefangenenlager in der Kaserne in Slovenj Gradec ankam. Seit diesem Zeitpunkt habe ich keinen von meinen Soldaten wieder gesehen. Der Rückzug der Batterie dauerte 31 Tage und lief über 475km.

Am 17. Mai spät nachmittags verließ ich das KG-Lager in Slovenj Gradec in einer aus Viererreihen bestehender Kolonne die etwa 10 Kilometer lang war.  Im KG-Lager waren nur Männer schätzungsweise 40.000 an der Zahl. Nach 16 Tagen Fußmarsch unter widrigsten Umständen, ohne irgendwelcher Nahrung bzw.  etwas zu Trinken, wie auch unter ständiger Todesbedrohung, kam ich in meiner Heimatstadt Osijek am 2. Juni an. Dieser Marsch über 555km (wovon ich 495km barfuss gehen musste) war für mich ein furchtbares Trauma. Am Ende dieses Todesmarsches war ich physisch und psychisch ein menschliches Wrack. Ich verlor mehr als die Hälfte meines Körpergewichtes. Es ist ein großes Wunder dass ich von keiner Krankheit befallen wurde. Jedoch waren beide Fußsohlen offene Fleischwunden.

Nach einer weiteren Woche kam ich zurück nach Osijek in das Gefängnis der OZNA3 (Armeeabwehrgeheimdienst) wo ich 23 Tage verbracht habe. Es wurde mein persönliches und politisches Leben genaustes überprüft. Danach war ich noch 39 Tagen in KG-Lager für Offiziere in Kovin bei Smederovo. Nach der allgemeinen Amnestie vom 3. August kam ich als „freier“ Mann zurück nach Osijek am 15. August 1945. Diese Stadt habe ich vor nur 124 Tagen verlassen.  Die  Geschehnisse dieser 4 Monaten wurden das Tabuthema für mich für weitere 40 Jahre. Niemand erfuhr von mir was ich durchgemacht hatte bis zu meinem Unfall am 14. Januar 1983 bei dem ich die rechte Schulter verletzt hatte.

Bis Ende 1985 habe ich ein Manuskript von 250 Seiten in Englisch unter dem Titel „Umerziehung oder Vier Jahren in Leben eines jungen Mannes“ verfasst. Nur einen Duzend verlässlichen Leser hat dieses Manuskript gelesen. Das Erwähnen dieses Thema war noch immer in Jugoslawien lebensbedrohlich. Für mich war es nicht mehr gefährlich da ich seit 1973 die österreichische Staatsbürgerschaft hatte. Das Manuskript habe ich an die Institute für  Osteuropäische Geschichte in Wien und Graz gesendet. Es ist ein historisches Dokument vom Rückzug der kroatischen Armee und der Kriegsgefangenschaft mit dem Todesmarsch von der Titos Bevollmächtigen befohlen wurde. Titos Regime bzw. die Jugoslawische Armee haben Kriegsverbrechen begangen wie auch gegen die Genfer Konvention über die Behandlung der Kriegsgefangene verstößt. Bis heute wurde darüber auch nicht gesprochen bzw. gehandelt.

In Juni 1999 veröffentliche ich das Buch in Kroatisch, das o. a. Manuskript zum  Inhalt hat. Die selbstfinanzierte Auflage von 1.000 Stück wurde schnell vergriffen ohne dass ein einziges Buch in den Buchhandlugen landete. Ein Jahr später bezahlte ich den „Druck nach Bedarf“ („Print on demand“) des Buches, dass in englischer Sprache verfasst war. In beiden Buchausgaben beschrieb ich meinen persönlichen Erfahrungen während der vier Monate in 1945 so wahrgetreu und genau wie es nach 40 Jahren möglich war. Seit 2001 sind beide Bücher in Web-Format veröffentlich. Man kann diese auf meiner Web-Seite lesen bzw. ausducken, Dazu besuche man URL:

http://www.cosy.sbg.ac.at/~zzspri/

Alle meinen veröffentlichen Schreiben wurden meinen Landsleute, Toten und Lebenden, Bekannten und Unbekannten, die an den kroatischen Todes-Märschen teilgenommen haben gewidmet. Ich möchte den noch Lebenden wünschen, sich mit ihrem Schicksal zu versöhnen, besonders wenn sie über ihre Qualen und Leiden Nichts an ihre Nächsten erzählen durften oder konnten. Es wäre zu wünschen, dass die jüngeren Generationen über die Leiden und das tragische Schicksal ihrer großelterlichen Vorfahren, alles erfahren und daraus das Nötige für ihr Leben zu lernen vermögen.

Man darf die hundert tausend Kroaten in reifem männlichem Alter, die man grausam und ohne rechtlichen Grund vernichtete und die man an unbekannten Plätzen verscharrt hatte, nicht vergessen. 1945 zählte das kroatische Volk um die 3,2 Millionen Seelen. Ungefähr ein Drittel hat sich vom „kommunistischen“ Feind zu retten versucht. Der Verlust von vielen tausenden der Männern und einem Teil der damaligen geistigen Elite war und bedeutet heute noch einen großen  Schaden für das kroatische Volk.

Ich möchte noch ein wichtiges Anliegen erwähnen. Die Republik Slowenien hat von vielen Jahren alle Opfer des slowenischen Volkes, ohne Rücksicht auf die Art- oder Grund des Todes, aufgezählt und namentlich festgehalten. Alle bekannten oder noch unbekannten Grabstätten in Slowenien wurden unter staatlichen Schutz gestellt. Die Republik Kroatien, die eigentlich zur gleicher Zeit entstanden ist, hat weder das eine noch das andere bis jetzt getan. Das kroatische Parlament hatte zwei Ausschüsse, die sich mit dieser Materie befassen sollten ins Leben gerufen. Nach kurzer Zeit wurden dann beide Ausschüsse aufgelöst. Warum kann die Republik Kroatien nicht dasselbe tun, was die Republik Slowenien schon getan hat?

Es wird über den Unabhängigen Staat Kroatien (NDH) von 1941bis 1945 kein Wort vergeudet, als ob dieser Staat nie existiert hätte. Genau so wenig wird über die „Konformisten“ d.h. Kommunisten die von Titos Scharfrichtern verurteilt und auf die Inseln zu Schwerstarbeit verbannt wurden gesprochen. Der „Vater“ der Republik Kroatien Dr. Franjo Tudjman, der der jüngster General in Titos Armee 1945 war, empfahl den Antifaschismus als Grundlage in die Verfassung des unabhängigen kroatischen Staates fest zuschreiben. Wie soll man einen Staat als demokratischen bezeichnen, wenn seine Verfassung totalitäre Züge beinhaltet? 

Zuletzt ein persönliches Anliegen. Unzählige tausende Tote wie auch wenige  Lebende werden noch immer als „Ustaša Verbrecher – Besatzungs- Kollaborateure  – Volksfeinde“ bezichtigt. Für all diese Menschen lautete das Urteil: „Tod den Faschisten – Es lebe das Volk!“ Wann werden diese vielfach unschuldigen Menschen endlich vom kroatischen Staat rehabilitiert werden?

Alle Menschen guten Willens sollen sich von menschlicher Grausamkeit und Unvernunft hüten. Auf jedes Zeichen von Diktatur und bei ungesetzlichen Verstößen von Person aus welchen Gründen auch immer, soll man stets wachsam sein.

Wir müssen die Kraft zu Vergebung aufbringen, aber dürfen nie die ertragene Ungerechtigkeiten und Verfolgungen vergessen.
 
Geschrieben von: Dipl. Ing. Zvonimir Zvonko Springer

*****

Das Buch von Dipl. Ing. Zvonko Springer BEZ KRIVNJE IZOP�EN ili MOJ KRI�NI PUT” (Ohne Schuld ausgegrenzt oder mein Kreuzweg) in 27 Fortsetzungen kann man am Kroatischen Portal der Schweiz www.arhiva.croatia.ch  in English lesen:

“BEZ KRIVNJE IZOP�EN ili MOJ KRI�NI PUT”

Für das Portal vorbereitet: Zvonimir Mitar, urednik@arhiva.croatia.ch

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Erinnerungen an das Ende des 2. Weltkrieges:
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