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Die kroatisch-deutsche Autorin Jagoda Marini�
in Winterthur

Es schreibt: DAMIR PETKOV


Zum 125. Geburtstag des Schriftstellers und Nobelpreistr�gers Hermann Hesse finden im Volkarthaus in Winterthur vom 6. Februar bis 8. M�rz dieses Jahres eine Ausstellung sowie diverse literarische und musikalische Veranstaltungen statt. Am Mittwoch, dem 20. Februar, lasen dort zwei K�nstler zum nie erm�denden Thema der Liebe: die aus Deutschland angereiste kroatisch-deutsche Autorin Jagoda Marini� und der Schweizer Schauspieler Ernst S�ss. Mit rund 60 anderen Zuh�rern sass ich an diesem Abend gespannt in einem gem�tlich eingerichteten Saal: Vor mir stand der dunkelbraune, h�lzerne Lesetisch, links ein langes und bis zur Decke reichendes Eisengestell mit Tausenden von B�chern drauf, rechts eine Wand mit Fenstern und hinter mir eine einladend anmutende Bar...

Fast auf den Tag genau vor einem Monat hatte ich mir Marini�s Erstling besorgt. Er tr�gt
den Titel "Eigentlich ein Heiratsantrag" und ist letztes Jahr im Suhrkamp Verlag erschienen. Das
Buch enth�lt 24 Geschichten, die einem irgendwie vertraut vorkommen. Und deshalb umso
packender sind. Sei es, wenn die Rede von Gl�cksgef�hlen oder �ngsten ist; sei es, wenn die
Autorin in der Erz�hlung "Josip" die Mentalit�t der Bewohner einer Mittelmeerinsel beschreibt - nein, nicht irgendeiner Mittelmeerinsel, sondern einer Mittelmeerinsel, deren Menschen man beim Lesen ausgerechnet Kroatisch schwatzen, tuscheln, tratschen, spotten, sticheln und fluchen h�rt...

Marini� und S�ss wechselten einander im ged�mpften Licht ab. Sie las aus Hesses "Liebesgeschichten", unter anderem "Von den drei K�ssen" und "Was der Dichter am Abend sah";
er w�hlte aus ihrem Erstling die Geschichten "Der Filmemacher", "Josip" und "Eigentlich ein Heiratsantrag". Marini� war leicht von der Grippe gezeichnet. Aber sie liess es sich kaum anmerken. Sie las sehr konzentriert und schien das Auditorium kaum wahrzunehmen. Ihre Stimme klang hell, weich und - sinnlich. Verfing sie sich in einem Satz, so begann sie sogleich von vorne...

Wer ist diese junge Frau? Geboren wurde sie 1977 im deutschen Waiblingen als Kind kroatischer Gastarbeiter, die aus der Gegend von Drni�, dem dalmatinischen Hinterland, stammen. Heute lebt sie in Heidelberg, wo sie an der Universit�t Germanistik, Anglistik und Politikwissenschaft studiert. In unserem Gespr�ch wirkte Marini� sehr bescheiden, offen und ehrlich. Ihre Augen strahlten trotz angeschlagener Gesundheit unheimlich viel Energie aus. Wir sprangen von einem Thema zum anderen. Sie h�rte aufmerksam zu und ging unmittelbar auf die Fragen ein. Ohne �berfl�ssiges Blabla. Ohne ein Hauch von �berheblichkeit oder Selbstgef�lligkeit. Meine Unterbrechungen schienen sie nicht besonders zu irritieren; wenigstens liess sie es sich nicht anmerken...

Jagoda Marini� hat Pers�nlichkeit. Zweifellos! Und der Erfolg gibt ihr Recht! Nein, ich
meine nicht in erster Linie den literarischen... Ich meine vielmehr den menschlichen.
Sie hat das Zeug zu einer scharfsinnigen Betrachterin. Und zu einer guten Feder. Und deshalb
auch - zu einer wirklichen Literatin.


"JEDES LIEBESPAAR WIRKT VON AUSSEN L�CHERLICH"

Jagoda, du hast aus Hermann Hesses "Liebesgeschichten" gelesen. Welchen Bezug hast du zu diesem Schriftsteller? Hast du in deiner Jugend auch die ber�hmte Hesse-Phase durchlebt?

Nein, die Hesse-Phase haben meine Freunde gehabt, die oft von ihm erz�hlten. Und ich war so genervt, dass ich keine Lust mehr auf Hesse hatte. Das Einzige, das mich dann doch ergriff, war das Buch "Demian". Sp�ter las ich noch "Siddhartha".

Welchen Schriftsteller hast du in deinen Teenager-Jahren gemocht?

Max Frisch! Er war mein kleiner Gott! Ich las vor allem die "Stich-Worte", ausgelesen von Uwe Johnson. Er fasste von Frisch zusammen, was ihm am besten gefiel. Sp�ter kamen "Homo Faber", "Stiller" und andere dazu. Doch am meisten geliebt habe ich die erw�hnten "Stich-Worte".

Wie empfindest du Hesses Worte �ber Liebe? Wirken sie nicht abgedroschen, kitschig? Oder gibt es gar Kitsch, der zeitlos ist?

Es geht um Menschen und Gef�hle, die zeitlos sind... Klar ist vieles kitschig, aber wenn ich seine S�tze lese, dann passiert schon etwas in mir drin. Die Empfindungen sind sehr individuell; es gibt Menschen, die sich darauf einlassen, und solche, die das halt nicht tun. Ich finde es aber schon ber�hrend...

Gibt es �berhaupt Liebe ohne Kitsch?

Ich habe mich mit Kitsch nicht so viel auseinander gesetzt. Ich finde, es gibt keinen Kitsch ohne Liebe. Wenn man jemanden wirklich liebt, dann kommt es einem wirklich kitschig vor. Dann werden verbrauchte W�rter eben trotzdem wahr. Jedes Liebespaar wirkt von aussen l�cherlich, sei es in seinem Gl�ck, sei es in seinem Streit. So etwas ist von aussen selten nachvollziehbar.

Ist das nicht auch das Problem der deutschen Schlager? Diese werden doch oft als Schnulzen empfunden! Dabei beinhalten die englischen Lieder genau dasselbe - und hier st�rt sich niemand daran...

Das ist ein Trauma der Deutschen, die ihre Sprache so versachlicht haben. Sie haben schon die gleichen Gef�hle. In Kroatien gibt es auch kitschige Lieder, und dann heulen alle. Ich frage mich dann schon, weshalb das so anders ist...

Nehmen wir Oliver... (J. Marini� erg�nzt: Gibonni - Anmerkung D.P.) Seine Lieder kennen alle, von den Acht- bis zu den Achtzigj�hrigen.

Genau! Irgend etwas ging in der deutschen Sprache verloren. Auch wenn man "Seele" sagt - so etwas sagt man bei uns schon beim Putzen, und das st�rt niemanden. Und hier ist es ein Wort, das man zuerst definieren muss. Die Deutschen gehen damit um, als ob man zun�chst beweisen m�sse, dass es emotionale Zust�nde �berhaupt gibt. Und wenn, dann muss man sie so handhaben, wie wenn sie nicht allt�glich w�ren.

Du schreibst Liebesgeschichten. Glaubst du, dass es f�r Liebe eine Definition gibt?

Nein, Liebe ist das, was man f�hlt. Aber wie oder was sie ist, das ist bei jeder Person anders.

Also mehr Herz als Kopf?

Mit dem Kopf soll es anscheinend l�nger halten... (Sie lacht - Anmerkung D.P.) Das Herz muss halt schon "spinnen". Immer wieder!


"WEIL MAN ALS EINZIGE IN DER KLASSE KOMISCH HEISST"

Hast du in Deutschland je Vorurteile dir gegen�ber erlebt?

Selten!

Also sind die Schwaben relativ tolerante Menschen?

Die Schwaben haben halt viele von uns, da k�nnen sie nicht bei jedem etwas aussetzen!

Welchen Bezug hast du zu Kroatien?

Das ist mein Urlaubsland.

Wo denn?

Wir sind fast immer in Split.

Du lebst seit deiner Geburt in Deutschland. Hast du es schon immer als eine Bereicherung empfunden, zweisprachig aufzuwachsen?

Ich glaube, man denkt lange Zeit gar nicht dar�ber nach. Die Geschwister sind ja genau in derselben Situation. In der Schule findet man es dann doch seltsam, weil man als Einzige in der Klasse komisch heisst. Es war schon nicht immer leicht, aber inzwischen empfinde ich es als eine Bereicherung. F�r ein Kind ist es dennoch sehr schwer... Zwei Kulturen mit ihren Verhaltens- und Erziehungsnormen, die so verschieden sind. Im S�den Deutschlands und Kroatiens bestehen schon unterschiedliche Ideale bez�glich der Kindererziehung. Sich sowohl mit Deutschen als auch mit Kroaten abzugeben, finde ich heute noch schwierig.

Schl�gt sich diese Ambivalenz in deiner Arbeit nieder? Fliessen auch kroatische Aspekte in dein Schreiben hinein?

Dass ich Menschen so gerne beschreibe, das kommt schon aus Kroatien. Ich finde, die Leute dort sind sehr "duhoviti" (Kroatisch: geistreich). Ich sah schon als Kind Leute, die man fast nicht verstehen konnte. Man kam in ein Dorf, und alle wirkten so authentisch.

Heisst authentisch - karikiert?

Es ist eigentlich irre, wenn ich "authentisch" sage. Ich meine den Ausdruck aus dem Film... In Deutschland war viel Grau f�r mich, weil ich in meinem Alltag war. Und unten in Kroatien war ich einen Monat, und alles war so perfekt. Auch die bestimmte Art, �ltere Menschen zu lieben, das habe ich auch aus Kroatien. Das Ehrgef�hl gegen�ber dem Alter, das entspringt schon meiner kroatischen Erziehung und dadurch auch die Liebe, sie zu beschreiben. Ferner die kroatischen Landschaften... Die deutschen Landschaften sind mir egal; ob ich jetzt durch Bayern oder Hessen reise, spielt f�r
mich keine Rolle.

Und du hast keinen Bezug zu Bergen? Sp�testens seit diesen Olympischen Spielen interessiert sich auch der hinterletzte Fischer in Dubrovnik f�r den Skisport!

Ich mag die "planine"... (Kroatisch: Berge)

Aber das Kosteli�-Duo verfolgst du nicht?

Nein, mit Sport habe ich nicht so viel am Hut.

Hast du in Deutschland Kontakt zu Kroaten?

Ich habe welche kennen gelernt, ganz zuf�llig. Und mit denen mache ich was ab und zu. Aber ich hatte lange Zeit keinen Kontakt zu Kroaten - ausser zu meiner Familie.

Liest du eigentlich kroatische Literatur?

Nein.

Hast du hierf�r kein Interesse, oder ist die Sprache ein Hindernis?

Mein Kroatisch ist so ein "Zwischenmenschlichkeitskroatisch". Und wenn ich dann Texte lese, brauche ich teilweise ewig. Dann habe ich keine Lust mehr...

Und kroatische B�cher auf Deutsch?

Nein, das finde ich hingegen schade!

Aber so kommst du ja gar nie zur kroatischen Literatur?

Doch, doch, die Zeit kommt schon noch (Sie lacht - Anmerkung D.P.)!


"ICH HATTE ZU BEGINN SEHR VIEL ANGST"

Wie hast du zu schreiben begonnen? War das f�r dich ein Notausgang wie bei vielen jungen Leuten? Liebesgef�hle verkn�pft mit Gedichten?

Das war ein Spiel bei mir... Ich habe als Kind in einer totalen Fantasie-Welt gelebt. Ich war sehr verschlossen und hatte eine gute Freundin. Wir erz�hlten einander von unseren Tr�umen, die ich aufzuschreiben begann. Irgendwann waren es nur noch erfundene Tr�ume, weil jede die andere �berbieten wollte. Wir haben ein Spiel daraus gemacht. An der Uni habe ich angefangen,
Geschichten und Tageb�cher zu schreiben.

Wie authentisch sind die Geschichten? Oder entstanden sie in deiner Fantasie?

Es geht nicht um die Autobiographie. Man kann nicht gut schreiben, was man w�hrend dem Schreiben nichts erlebt. Ich habe nicht alles erlebt, wie es dasteht, aber w�hrend ich es schrieb, habe ich es eben doch erlebt. Je besser ich es mir vorstellen kann, desto intensiver erlebe ich das Schreiben.

Und wie ist daraus ein Buch entstanden?

Schlussendlich aus einer Reihe von Zuf�llen. Es ist eine skurrile Geschichte, die ich eigentlich gar nie erz�hle. Es war jemand da, der zwei, drei Geschichten gelesen hat und unbedingt mehr lesen wollte und mich aufforderte, etwas damit anzufangen. Das war vor vier Jahren. Ich hatte zu Beginn sehr viel Angst, doch schliesslich gab ich meinem Herzen einen Stoss.

Wie gehst du mit dem Erfolg um? Ist er ein Ansporn f�r dich? Hast du weitere Ideen, die du realisieren m�chtest? Oder machen sich auch Angstgef�hle breit?

Ja, ich bin wohl eher der �ngstliche Typ. Ich ging gar nicht damit um, sondern es ging mit mir um. Alles, was kam, was die Leute wollten, das habe ich halt genommen. Und ich wusste auch nicht, was mir gut oder schlecht tat. Momentan bin ich weg vom Schreiben. Wirklich! Ich war mal viel n�her beim Schreiben, bei der Sache. Und jetzt sind so viele Gedanken in meinem Kopf...

K�nntest du diese Gedanken nicht mithilfe des Schreibens ordnen?

Ich weiss nicht... Jeder sagt dir, als Schriftsteller sollst du nicht �ber das Schreiben schreiben. Ich habe zu allem irgendwelche S�tze von irgendwem... Und meine ganze Autonomie, die ich hatte, weil niemand wusste, dass ich schreibe, ist pl�tzlich weg. Sie fehlt mir unheimlich. Jetzt m�sste ich den Schritt zum Erwachsenwerden machen.

Zum Erwachsenwerden?

Ja, wirklich! Ich m�sste langsam sagen: Ich mache, was ich mache, und was ihr dar�ber denkt, ist mir egal. Ich glaube, das liegt auch drin in den Menschen zweier Kulturen; die haben immer gekuckt, wie machen sie es wo richtig.

Wie sieht die Zukunft aus? Bist du schon an einem neuen Buch dran?

Ich schreibe immer, aber ich schreibe nicht auf Befehl! Ich kann nicht sagen, dass ich ein Buch haben m�chte. Ich kann das schreiben, was ich in dem Moment geschrieben sehen m�chte.

Also anders gefragt: Gibt es schon Material, aus dem ein Buch entstehen k�nnte?

Ich w�rde gerne ein zweites Buch schreiben, aber ich glaube, ich habe noch nicht genug Material, das mir zusagt.



 



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