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ARHIVA

26.02.2006.

Ein kroatischer Deserteur in der Schweiz

Zum Genfer Aufenthalt des Schriftstellers Antun Gustav Matos
(Februar 1898 bis August 1899)

Nitko nije u 20. stolje �u utjecao na hrvatske �kolarce i inteligenciju - naravski hrvatski orijentiranu - kao Antun Gustav Mato�. Pjesnik, novelist, pripovjeda�, kritik o �ijem hrvatstvu ponajbolje govore ovi stihovi:

Ta moja kob je
Hrvatsko groblje:
Rana i raka Petra Sva�i�a
Gudalo slijepca, gusle Ka�i�a.
U srcu sad mi kuka Ivan Gnade
A Mora hladno �ap�e:"Keine Gnade".
Grudi mi ti�te turski bastioni,
Bataljoni �vapski, Du�da galioni.
Pastorak ja sam borbe svih giganta,
Gu�i me podlost la�ljivog Bizanta,
Sofizam Be�a, pohota Budima,
Labirinat mra�ni katakompskog Rima.

Mato� je kao prognanik �ivio oko godinu i pol dana u �vicarskoj. Za Neue Z�rcher Zeitung, br. 72, 26/27. o�ujka 1983, smo napisali ovaj �lanak kojega stavljamo i na internet da ga �to vi�e svijeta mo�e pro�itati.

Tihomir Nui�

Unter den zahlreichen Fl�chtlingen und Ver�bannten, die in der Schweiz Exil gefunden ha�ben, waren auch manche Kroaten, und unter ihnen befand sich der bedeutende Schriftsteller Antun Gustav Matos (1873-1914).

A. G. M. - ein ruhmvolles Trigramm in der kroatischen Literatur - wurde vom Kroati�schen Landesinstitut f�r Musik, wo er drei Jahre Violoncello studiert hatte, ausgeschlossen. In der siebenten Klasse des Gymnasiums be�stand er die Pr�fung in Kroatisch nicht. Aus gesundheitlichen Gr�nden scheiterte der Ver�such, in Wien Veterin�rmedizin zu studieren. Es gelang ihm auch nicht, eine der Zivil- oder Mili�t�rschulen zu absolvieren. Dann desertierte er 1894, und seither galt er als Fahnenfl�chtiger der k. u. k. Monarchie und wurde zu dreizehn-j�hrigem Exil verurteilt.

Sein erster Zufluchtsort war Belgrad, wo er als Journalist und Cellist im Orchester des K��niglichen Serbischen Volkstheaters schnell zu grossem Ansehen kam. Nachdem er aber durch eine seiner Kritiken in Ungnade gefallen war, musste er die Stadt verlassen und reiste, be�scheiden unterst�tzt durch Kosta H�rmann, den Redaktor von "Nada" in Sarajewo, weiter nach M�nchen. Bald darauf erfuhr er jedoch, dass auch Bayern seine Auslieferung an die Monar�chie nicht verweigern w�rde. Am 24. Februar reiste er deshalb �ber Romanshorn ("Die Z�ll�ner war ich - wie auch immer - sehr schnell los, da f�r den menschlichen K�rper keine Ein�fuhrgeb�hr bezahlt wird") nach Genf.

ARKADISCHE SCHWEIZ

Es sind in den Schriften von Matos selten Passagen zu finden, wo er sich so sehr Regun�gen seines Herzens und seiner Seele ausgesetzt und �berlassen hat wie in jenen, die die Schweiz darstellen. Die Schweiz ist nicht bloss Arkadien, sondern "ein Hotel von Europa, und in ihren geheimen Schattenseiten verbirgt sich manch ein Ber�hmter "incognito"". Fast in mythischer Besessenheit verschmilzt bei Matos das Land mit den Akteuren, die es unsterblich gemacht haben. Es unterliegt nicht mehr den "hinf�lli�gen Dingen", sondern f�hrt uns zum Unver�g�nglichen hin. "Ich schaue, wie die abendliche Purpursonne die K�pfe breitschultriger Berge vergl�ht, als ob ich in dem blutgoldenen Glanz s�he, wie die seeligen Geister von Voltaire, Rousseau und Byron - schon lange verfaulter Bewohner dieses irdischen Paradieses - schwe�ben, die mehr f�r die armen Schweizer getan haben als Pasteur direkt f�r die Franzosen."*

Nicht nur die "breitschultrigen Berge", die "h�bsche Calvinstadt" und der "reine Leman", von dem Matos so begeistert war wie Juste Oh-vier, sondern die erhabenen Geister wie Voltai�re, Byron, Rousseau und viele andere, die nicht in Verbindung mit Genf oder der Schweiz stan�den, haben in seinen Abhandlungen ihren Platz gefunden.

"In meiner Nachbarschaft wurde Jean-Jacques Rousseau geboren. Je l�nger ich Genfer Luft sch�pfe, umso mehr verstehe ich ihn. Die Geburtsorte sind die besten Biographen. Die Umgebung ist hier sehr interessant. Zu meinem Gl�ck ist es das einzige, wof�r die knauserigen Schweizer kein Eintrittsgeld verlangen. Der reine Leman ist wie ein wundersch�ner Meerbu�sen, um den sich die H�nde schmiegen, "morbi�dezza" der zahmen provenzalischen Landschaft und w�stenhafte Grossartigkeit des eiskalten Nordens. Pariser Luxus und Gebirgsschlichtheit ber�hren sich. (...) Nur hier konnte der Dichter geboren werden, der als erster die Natur als Per�son in die Poesie einf�hrt - der Schriftsteller, bei dem die Seele s�dlich warm ist wie diese smaragdenen T�ler und der Gedanke phanta�stisch und gotisch kalt wie die eiskalten T�rme dieser Bergketten. Hier, wo sich die stolze Natur und der germanische Geist verschmelzen mit der anmutigen romanischen Zahmheit, stand die Wiege des ersten grossen Franzosen, der kein Lateiner war."

EIN LAND DER GL�CKLICHEN
UND DER VERBANNTEN

"Ich habe kein gelehrtes Diplom, aber in Pa�ris lernte ich Sch�nheit und Freiheit lieben." Und wirklich, in Matos Werken findet man H�rte, Unstetigkeit und Nachl�ssigkeit, aber auch einen "anthropos akademaikos", der aka�demischer als viele Akademiker und gelehrter als viele Gelehrte war. Ebenso war ihm das Kunstgeheimnis vertraut, mit Kraft und Magie die kroatische Sprache zu sprechen, die erst durch ihn elastisch, modern und suggestiv wur�de. Der Inbegriff von Freiheit ist f�r Matos die republikanisch-demokratische Schweiz, ein Teil nun seiner eigenen Erfahrung. Da fanden so viele Satyrn ihr Zuhause, so viele Verbannte ihre Heimat. Da werden die Menschenrechte geachtet, und aus Tradition ist die Schweiz ein Asylland, wobei auch der legend�re Wilhelm Teil nicht zum Mythos, sondern zum wirklichen Vater der Eidgenossenschaft wird. So beschreibt er, nach f�nfj�hrigem Aufenthalt in Paris, wo er die �rmsten Tage seines Lebens im Hotel du Nord, in der Rue Sedaine 66, verbracht hatte, seine R�ckreise nach Belgrad �ber die Schweiz:

"Die Zeit ist Geld, und ich bin sehr reich, weil ich zu viel Zeit habe, so dass ich gem�ch�lich reise. (...) Nirgendwo, so scheint mir, gibt es weniger Ungl�ckliche als in der Schweiz. Na�tur und Freiheit sind die grossen Prinzipien des Vaterlandes von Tell und Amiel. Es sind Haupt�themen in Werken Gessners und des gr�ssten Schweizersohnes - J.-J. Rousseau. Im Smaragd jener gl�nzenden Seen und dunkeln, stillen W�lder, im purpurnen Abendschatten hoher Al�pen, durch die noch heute "Kuhreigen" ("ranz des vaches") widerhallt mit der archaischen Me�lancholie des Rolandshorns und mit der Frische einer Rossini-Melodie, in der Bl�ue dieser Berge und schattigen T�ler, die vor kurzem Za�rathustras tragische Spur sahen, hier verbirgt sich Pan mit den letzten Satyrn, die aus dem kleinb�rgerlichen, prosaischen Europa gefl�ch�tet sind. B�cklin sah die Verbannten der wun�dersch�nen heidnischen Welt, und von seinen Bildern schwillt und gischt titanische Gesund�heit, klassisches Empfinden der Natur und des Lebens, mit dem die Schweiz seit je das blasier�te, an�mische Europa erfrischt. (...) Vergleicht den Schweizer mit dem Tiroler, damit ihr den ungeheuren Einfluss der historischen Entwick�lung, der politischen Institutionen auf die Volksseele sehen k�nnt. Der Schweizer ist ein progressiver, verm�gender und moderner Mensch. Der Tiroler ist arm, lebt im Mittelalter. Die europ�ische Zivilisation w�re unvollkom�men ohne Schweiz, w�hrend Tirol (Salzburg und die anderen Alpenl�nder von Oesterreich) in der Geschichte des Fortschritts eine nackte, unbeschriebene Seite ist. Andreas Hofer stirbt f�r das Haus, auf das Tell mit seinen Mitk�mp�fern andringt. Tirol ist eine jesuitische Brut, die Schweiz hingegen Zufluchtsort f�r die europ�i�schen Unzufriedenen und Umst�rzler. Hier Habsburg, dort Republik; hier feudaler Katho�lizismus, dort Freiheit mit Prinzipien der Selbst�verwaltung und der absoluten Toleranz."

MATERIELLE NOT

In seinen Schriften ist Matos verwurzelt im Boden, auf dem die Ideen der Latinit�t, des Christentums, der europ�ischen und universel�len Gemeinschaft ihren Samen ausgestreut ha�ben. Dieses Geschenk sucht er der Erde unver�sehrt zur�ckzugeben, auch dort, wo er besitz�- und heimatlos blieb, auch dort, wo er in der Tr�bsal die ganze Umwelt als H�lle empfand. Diesen durch das Exil bewirkten Zwiespalt suchte er durch den f�r ihn charakteristischen Bilderreichtum der Sprache, die Mystik, das Hi�storische und Anekdotische zu �berwinden. Durch eine fein nuancierte Wiedergabe pers�n�licher Eindr�cke ist sein Schreiben lauter Sprachgl�ck, lebensvoll und lodernd stilisiert. Er ist zugleich ernst und sp�ttisch, ein witziger Chronist und meisterlicher Beobachter, ein Hu�morist und Humanist.

Das einzige, wor�ber er klagt, sind die k�nst�lerischen Veranstaltungen. "In Genf gibt es keine Kunstsaison. Das Theater und die Oper sind nicht einmal die "Knechte" jener von Za�greb. Das Theaterfoyer ist viel interessanter, als es die Auff�hrungen der Genfer K�nstler sind."

Welch ein Zufall, dass Matos als Deserteur der k. u. k. Monarchie am 10. September 1898 den Mordanschlag auf die �sterreichische Kai�serin Elisabeth durch den italienischen Anarchi�sten Luigi Luccheni hat miterleben k�nnen. W�hrend die Kaiserin in der Fremde den Tod fand, hoffte Matos auf die R�ckkehr in seine Heimat, um den Ort seiner Harmonie mit der Welt wiederfinden zu k�nnen.

Matos wohnte zuerst in der Rue du Chante�poulet und danach in der Violette 7. Seinen Na�men hat er als Matoche angegeben. So wie einst Rabelais resignierte: "Ich habe nichts, schulde viel, und den Rest verteile ich an die Armen", befand sich auch Matos tagt�glich in Not. "Mo�mentan ist mein Wert sehr gross, da der Mensch so viel wert ist, wie er schuldet. Noch ein paar der gleichen Sorte, und Genf wird sich sehr ernsthaft f�r Kroatien interessieren." Um sein Elend zu ermessen, gen�gt es, die Briefe zu le�sen, die er aus Genf an ihm pers�nlich bekannte oder auch unbekannte kroatische Patrioten rich�tete - oft ohne Briefmarken abgeschickt.

In einem am 27. Februar 1899 deutsch ver�fassten Brief an Kosta H�rmann schrieb er: "Danke verbindlichst f�r Aconto, das ich heute erhalten (18 fl.) und bitte Sie mir auch die �bri�gen 15 fl. g�tigst zuschicken zu wollen. Denn momentan ist "Nada" meine einzige Quelle. Dieses Geld brauche ich dringend, weil mir 14 Tage, 14 sorgenvolle Tage n�thig sind, um die versprochene Studie �ber Stendhal-Beyle und Amiel, diese grossen Einsamen und Repr�sen�tanten der Journal-Literaten, f�r die "Nada" zu vollenden."

An einen kroatischen Kulturf�rderer schreibt Matos am 21. Juni 1899: "Meine mate�rielle Lage ist so schlecht, hochgesch�tzter Herr, dass ich mich auch f�r die geringste Hilfe an das Vaterland wenden muss. Seit mehr als drei Monaten schicken mir die Zeitschriften, bei de�nen ich Mitarbeiter bin, kein Honorar; das Wasser steht mir am Hals, und meine Freunde, Schriftsteller, sind arm wie ich selbst."

In seinem Notizbuch ist �hnliches zu finden: "Am 28. (September 1899) verk�stigte mich Herr Majevski. Ein ehrlicher Mensch. Am 31. September lernte ich Stjepan Adl. Garki auf Empfehlung von Frl. Wieniawski kennen. Er hat mir W�sche gegeben. Ob ich je einmal so vielen Menschen dankbar zu sein weiss?"

Diese Not brachte ihn oft zur Verzweiflung. Mehr als einmal wollte er Selbstmord begehen, aber entweder hinderte ihn die feste Bindung an seine Freunde daran oder aber eigene Einsicht: "Soll etwa das Leben von A. G. Matos wegen 50-60 Fr. vernichtet werden?"; oder: "Es tut mir leid, den einzigen Lebensgenuss, den ich durchaus empfinden kann - Denken -, zu�r�cklassen zu m�ssen."

BEGR�NDER DER KROATISCHEN MODERNE

Obwohl er von Unheil verfolgt wurde, be�schr�nkte sich sein Umgang nicht auf die in kleinen Salons behausten Gruppen. Er hatte eine Freundin, Janette Ricon, war in Gesell�schaft einiger kroatischer Medizinstudentinnen, ging oft in die russische Kolonie spielen, unterhielt sich mit Dr. Rudlow, Leonor Goldschmied. Wohl konnte er nicht wie manche seiner Zeitgenossen in Ruhe Romane schreiben. Nie konnte er leben, wie er es sich w�nschte. Sehr h�ufig hungerte er und streifte herum: "Es ist tragischer, keine Zigarette als keine Million zu haben", war einer seiner Ausspr�che. "Glaube mir, dass es mehr Poesie im Luxus als im Elend gibt", schrieb er an einen Bekannten in Zagreb.

Trotz allem: Sein cEuvre - Gedichte, Es�says, Feuilletons, Erz�hlungen, Reiseberichte, Erz�hlst�cke, Novellen - umfasst zwanzig B�nde mit gegen achttausend Seiten. "W�re Goethe nicht geboren, g�be es keinen Faust; das Gravitationsgesetz best�nde hingegen ohne Newtons Geburt", heisst es in seinem Notizbuch. Und ohne Matos, den ersten kroatischen Europ�er, g�be es keine so reiche kroatische Moderne.

Er war Artist, der die Bedeutung der Sprache erkannte, Bohemien, der um sein unterdr�cktes Vaterland und seine bedr�ngte Muttersprache trauerte, Nationalist, der vom ultramontanen Europ�ertum tr�umte, Musiker, der nur im Reich des Wortes existierte. Matos war ein Schriftsteller und Intellektueller, ein gl�nzender Stilist, ein leidenschaftlicher Liebhaber des Wortes: eine Einheit von Paradoxen, die er so gern gebrauchte, die Summe dessen, was selten zusammenfindet. In vielem blieb er unvollen�det. Er hatte viele Verehrer und Gegner, magne�tisierte und polarisierte das ganze kroatische Li�teraturleben. Die Bitterkeit seines unerw�nsch�ten Wortes und seines missliebigen Denkens ist in seinem Vaterland noch heute aktuell.

Weil die Genfer Bibliothek nur drei Stunden pro Tag ge�ffnet war, begab sich Matos nach Paris. Die Schweiz vergass er jedoch nicht. Noch kurz vor seinem Tod rief er sie sich in Erinnerung: "Durch den Dunst sehe ich die Eisbl�cke, Z�rich, Holbeins "Totentanz" in Ba�sel, den Mont-Blanc, den Jura und den gl�nzenden Leman, den wundersch�nen See Shelleys, Rousseaus, Frau Staels, B. Constants, Amiels, mit den Villen von Byron und Paderewski. Durch den Dunst schaue ich auf die Genfer Ni�hilisten, Schw�rmer und Studentinnen, die Jungt�rken um Ahmed Rize im Genfer Theater�kaffeehaus."




 

 

 


 



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