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Libra - �asopis Hrvatskog kulturnog kluba
 

Schule und Gesellschaft - Integration oder Ausgrenzung

Gedanken eines pensionierten Lehrers
zur Integration fremdsprachiger Schüler und Schülerinnen

Am 21. Mai 06 hat das Schweizervolk einem neuen Bildungsartikel in der Verfassung zugestimmt. Jeder Kanton verfügt über ein eigenes Schulsystem. So konnte die obligatorische Schulzeit unterschiedlich lang sein, das Schuleintrittsalter sechs oder sieben Jahre betragen, das Gymnasium vier oder sieben Jahre dauern, die Kindergartenjahre freiwillig oder obligatorisch sein usw. Wer seinen Wohnort wechselte und dabei die Kantonsgrenze überschritt, musste für seine Kinder mit solchen Überraschungen rechnen.

Die neuen Bestimmungen, die in den nächsten Jahren in Kraft treten werden, sollen solche Hindernisse beseitigen und auch die Integration „Fremdsprachiger“ erleichtern. Nur schon ein Wohnortswechsel ist ein tiefer Einschnitt im Leben eines Kindes. Schüler aus dem Ausland aber auch aus einem anderen Kanton (wir kennen vier Landessprachen) sitzen da im gleichen Boot.

Ich zitiere aus einem Artikel von Roger Friedrich in der NZZ : …..„Gefordert ist von den Schulen mehr Offenheit und mehr Bereitschaft, auf die Besonderheiten und Bedürfnisse der Ankömmlinge einzugehen, mehr Flexibilität und Sensibilität für das Verschiedene, eine Kultur der Vielfalt.“…..

Jede Lehrkraft muss sich die Frage stellen, was sie unter Integration versteht. Dabei helfen Schlagworte wenig. Ich habe als Lehrer die Pflicht, fremdsprachige Kinder in unser Bildungssystem zu integrieren. Ist es aber auch meine Aufgabe, sie in unsere Gesellschaft zu integrieren? Wenn ja, ist unsere Gesellschaft so einheitlich?  Integration erfolge über die Sprache, meinen viele. Das stimmt, aber nur zum Teil. Wie steht es mit dem Vermitteln unserer abendländischen Kultur? Müssen wir erkämpfte Werte aufgeben, um einen faden Integrationsbrei zu schaffen oder müssen wir sogar fremdartige Kulturwerte übernehmen?

Es zeigt sich, dass viele muslimische Familien an der Integration scheitern wegen ihrer Probleme mit unserer Schule. Das Sprachproblem tritt in den Hintergrund. Lehrerinnen werden nicht für voll genommen. Auch hat Kritik in ihrem Verständnis meist mit Beleidigung zu tun. Ein Dialog ist nicht erwünscht. Für unser Demokratieverständnis, das Kritik zulässt, führt diese Haltung zur Ausgrenzung. Diese Kinder werden trotz  nationalen Bildungsstandards und Tests zu Aussenseitern in unserer Gesellschaft. Religiöse und kulturelle Unterschiede sind oft grössere Hindernisse auf dem Weg zur Integration als die sprachlichen Defizite.
               
Ich führe drei positive persönliche Erlebnisse mit fremdsprachigen Kindern an:

- Ernst ist der einzige Sohn eines muslimischen Vaters und einer christlichen Mutter aus dem ehemaligen Jugoslawien. Beide Eltern arbeiten ganztags. Sie haben bei der Arbeit wenig Kontakt zu Schweizern und sprechen daher gebrochen Deutsch. In ihrem Wohnblock fragen sie eine Schweizerfamilie an, ob Ernst bei ihnen zum Mittagessen kommen dürfe, selbstverständlich gegen Bezahlung. Ernst lernt dabei sehr schnell Schweizerdeutsch, auch Tischsitten und andere Bräuche unseres Landes kennen. Nach der Volksschule besucht Ernst das Gymnasium. Heute hat er sein Hochschulstudium abgeschlossen. Er ist Schweizer geworden und hat eine sehr gute Stelle bei einer Bank.

- Alfio ist Italiener. Er kam mit 10 Jahren in die Schweiz und konnte kein Wort Deutsch. Die Schulbehörden seiner neuen Wohngemeinde schulten ihn in einer Kleinklasse ein, ohne seine Fähigkeiten zu testen. Seine Eltern kannten unser Schulsystem nicht. Nach der Kleinklasse kam er in die Realschule. Dort merkte der Lehrer bald, dass Alfio am falschen Ort war. Er wechselte in die Bezirksschule. Diese meisterte er problemlos wie auch das anschliessende Gymnasium. Alfio studierte an der Universität Zürich und ist heute als Übersetzer tätig. Nicht das Schulsystem brachte ihn so weit. Es war sein Wille zur Integration und die Offenheit und Bereitschaft einzelner Lehrer, die sich des jungen Italieners annahmen.

- Milan kam als 13Jähriger direkt aus Serbien in die Bezirksschule. Er sprach schlecht Deutsch und schrieb mit dem kyrillischen Alphabet. Milan war getestet worden und galt als lernbegierig und intelligent. Seine Freizeit widmete er dem Fussball. Bald konnte er dem Schulstoff nicht mehr folgen, da seine sportlichen Aktivitäten viel Zeit in Anspruch nahmen und er dadurch wenig schulische Fortschritte erzielte, trotz sprachlichem Zusatzunterricht. Er kam in die Sekundarschule. Milan störte das nicht. Er war am rechten Ort. Nach der obligatorischen Schulzeit absolvierte er eine Berufslehre und wurde ein guter Fussballer und Berufsmann.

Meiner Ansicht nach ist „die Eltern-Kind Beziehung“ etwas vom Wichtigsten für das Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Für fremdsprachige Kinder sind aber auch die Bezugspersonen in Schule und Beruf  entscheidend.

Der Autor ist ehemaliger Schulinspektor und Lehrer am Gymnasium.


Autor: Walter Hunkeler

Aus der Libra Nr. 22, der Zeitschrift des Kroatischen Kulturklubs der Schweiz

 
 
 
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